Schaedlingsvernichtung.de Icon
Schädlingsbekämpfung allgemein

Biologische und biotechnische Schädlingsbekämpfung: Die Waffen der Natur gezielt gegen Ungeziefer nutzen

Schaedlingsvernichtung.de Team
Verfasst von Schaedlingsvernichtung.de Team
Zuletzt aktualisiert: 31. Mai 2021
Lesedauer: 10 Minuten
Auch gegen Milben und Wanzen sind Marienkäfer nützlich © RoyBuri/pixabay.com

Was ist biologische Schädlingsbekämpfung?

Die biologische Schädlingsbekämpfung ist die gezielte Ausbringung oder Ansiedelung von geeigneten Nützlingen (Viren oder Lebewesen), um die Population von Schädlingen zu reduzieren und ein „gesundes“ Gleichgewicht herzustellen. Teilweise führt die biologische Schädlingsbekämpfung auch zur kompletten Beseitigung der Schädlinge.

Pestizide gefährden auch nützliche Insekten
Auch gegen Milben und Wanzen sind Marienkäfer nützlich © RoyBuri/pixabay.com

Blattläuse, Motten, Mäuse und Schnecken: Die Liste der Schädlinge, die in den Garten und sogar ins Haus eindringen, ist sehr lang. Im Fachhandel gibt es längst probate Gifte wie Eisenphosphat für Schnecken und Kumarinprodukte für Ratten, um ihnen den Garaus zu machen. Doch solche Mittel belasten die Umwelt und sind nicht immer ungefährlich, gerade wenn Haustiere oder Kleinkinder Gefahr laufen, mit ihnen in Berührung zu kommen. Eine biologische Schädlingsbekämpfung ist dagegen ökologisch und frei von Nebenwirkungen, dabei genauso effektiv. Die natürlichen Feinde der ungebetenen Plagegeister helfen uns, sie loszuwerden. Wie die biologische Schädlingsbekämpfung funktioniert, lesen Sie im folgenden Beitrag auf Schaedlingsvernichtung.de.

Welche Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung gibt es?

Schädlinge sind tierische Organismen oder Pilze, die Güter befallen, Vorräte in ihrem Wert mindern oder unbrauchbar machen oder das Wohlbefinden oder die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen. Sie lassen sich in vier verschiedene Gruppen unterteilen:

  1. Materialschädlinge befallen Holz, Leder, Papier und Textilien (Kleidermotten, Teppichkäfer).
  2. Vorratsschädlinge machen Lebensmittel ungenießbar (Nagetiere, Insekten).
  3. Gesundheits- und Hygieneschädlinge übertragen Krankheitserreger oder rufen Allergien hervor (Wanzen, Zecken).
  4. Lästlinge sind für den Menschen nicht gefährlich, werden aber als störend empfunden (Fliegen, Wespen).

Die biologische Schädlingsbekämpfung lässt sich auf vier verschiedene Art und Weisen durchführen:

  1. Krankheitserreger: Gezieltes Ausbringen von Viren, die den Stoffwechsel der schadhaften Insekten schädigen können (Beispiel: Bakterium „Bacillus thuringiensis“ bei schadhaften Schmetterlingsraupen).
  2. Parasitoiden: Organismen entwickeln sich in einem anderen Lebewesen, was letztendlich zum Tod des Wirtstieres führt (Beispiel: Schlupfwespen gegen Lebensmittelmotten).
  3. Räuber: Fressfeinde werden gezielt in direkter Nähe angesiedelt, um den Befall einzudämmen (Beispiel: Marienkäfer und ihre Larven gegen Blattläuse im Bio-Anbau).
  4. Duftstoffe von Pflanzen: Einige Pflanzen haben Signalstoffe entwickelt, um sich im Kampf gegen Schädlinge zu schützen (Beispiel: Maispflanzen locken Parasiten gegen Schmetterlingsraupen an).

Wie funktioniert die biologische Schädlingsbekämpfung in Haus und Garten?

Blattläuse, Milben oder Schnecken im Garten entdeckt? Viele greifen dann zu chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln, vergessen dabei aber, auch Nützlinge umzubringen und möglicherweise auch die schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit. Derweil treiben im Haus Motten oder Schaben ihr Unwesen und beschädigen die Vorräte. Wir zeigen, wie verschiedene Schädlinge ganz biologisch beseitigt werden können.

ACHTUNG
Von nützlichen Helfern zu Schädlingen ist es manchmal nicht weit: Der Asiatische Marienkäfer ernährt sich nicht nur von Blattläusen, sondern auch von reifen Früchten. Sehr groß ist der Ärger, wenn die Pflaumen oder die Äpfel ungenießbar sind. Äußerlich ist er für Laien kaum vom heimischen Marienkäfer zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, Marienkäfer, die man zur biologischen Schädlingsbekämpfung einsetzen möchte, im Handel zu kaufen.
 

Wie kann man Schnecken biologisch bekämpfen?

Ebenso verhasst wie Blattläuse sind Schnecken. Sie schleichen sich ins Gemüsebeet und vernichten gnadenlos Salat und Blumen. Die meist verbreitete Waffe dagegen ist Schneckenkorn. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Pestizide. Die einen enthalten Metaldehyd und töten die Tiere sofort nachdem diese das Gift eingenommen haben. Sie sind sehr effektiv, jedoch auch für Hunde, Katzen und andere Tiere, sowie für Menschen gefährlich. Harmloser ist Schneckenkorn auf Eisenphosphatbasis, das die Tiere langsam verenden lässt. Jedoch wird es zu Eisen und Phosphat abgebaut, letzteres belastet die Umwelt.

Wer chemische und biologische Schädlingsbekämpfung kombinieren oder ganz auf Chemie verzichten möchte, kann sich auch hier von anderen Tieren helfen lassen. Schnecken stehen auf dem Speiseplan von Staren, Elstern, Amseln, Kröten und Blindschleichen. Nistkästen, Hecken und viele Blüten locken die nützlichen Vögel in Ihren Garten. Blindschleichen fühlen sich unter Steinen, in Mauerritzen und unter Komposthaufen wohl, während Kröten flache Teiche lieben.

Eine wirksame Art der physikalischen Schädlingsbekämpfung stellen Schneckenzäune dar. Sie werden 10 cm in den Boden eingegraben und sind mindestens 10 cm hoch. Sie bestehen aus glattem Metall, die die Tiere nicht überwinden können. Bei der Verwendung muss jedoch darauf geachtet werden, dass keine Äste oder Blätter über den Zaun reichen, da die Schnecken ansonsten darüber klettern. Weiterhin schützen sie nur begrenzte Bereiche. Es bietet sich daher an, die Absperrungen zusammen mit anderen Methoden zu nutzen. Eine integrierte Schädlingsbekämpfung sieht den Einsatz von natürlichen Stoffen wie Kaffeesätzen oder Bier zusammen mit den Zäunen vor. Beide Stoffe sind für die Schädlinge tödlich. Wer seinen Garten mit Knoblauch, Zwiebeln, Kapuzinerkresse, Rosmarin und Thymian bepflanzt, macht ebenfalls alles richtig, denn ihren Duft mögen Schnecken nicht.

Die Waffe gegen Schnecken: Thymian
Mithilfe von Thymian lassen sich Schnecken wirkungsvoll vermeiden. © Hans / pixabay.com

Wie kann man Motten biologisch bekämpfen?

Schädlinge machen auch vor der Wohnungs- oder Haustür keinen Halt. Am häufigsten nisten sich in den eigenen vier Wänden Lebensmittel- und Kleidermotten, deren Larven sich von Essensvorräten beziehungsweise Kleidungsstücken ernähren. Dabei ist der Ärger groß, wenn die Einkäufe ungenießbar sind oder die Lieblingsjacke weggeworfen werden muss. In Supermärkten und Fachhandel sind neben den klassischen Insektiziden auch Hormonfallen zu finden, die die männlichen Motten mit Pheromonen locken. Die Schädlinge bleiben dann auf dem mit Kleber versehenen Pappstreifen haften und verenden dort. Die Weibchen können sich nicht mehr fortpflanzen, der Hausbesitzer ist die Plagegeister los.

Diese Methode erfordert jedoch Geduld, da die schon bestehenden Larven nicht angegriffen werden. Es reift also nach drei Wochen eine neue Generation Motten heran. Außerdem besteht bei offenen Fenstern die Gefahr, weitere Insekten anzulocken. Bei Lebensmittelmotten wird oft dazu geraten, die Küchenschränke gründlich mit Essig zu reinigen und in den Ritzen zu saugen, während ätherische Öle und Lavendel gegen Kleidermotten helfen sollen. Diese Tricks können sicherlich einige Tiere vertreiben oder töten. Oft bleiben jedoch hinter den Möbeln oder an schwer erreichbaren Stellen Larven übrig, die sich rasch weiter vermehren.

Eine effektive biologische Schädlingsbekämpfung stellen Schlupfwespen dar. Die gerade mal 0,4 mm großen Tiere sind Parasiten. Sie legen ihre Eier in die Motteneier ab, dabei ernähren sich ihre Larven von den Mottenlarven, so dass keine neue Mottengeneration mehr schlüpft. Die Wespen selber sind unsichtbar und für Menschen ungefährlich, leben nur wenige Wochen und zerfallen dann zu Staub. Zu kaufen sind die nützlichen Insekten entweder im Netz oder in Geschäften, die sich auf biologische Schädlingsbekämpfung spezialisiert haben. Sie werden in Karten geliefert, die an geeigneten Stellen aufgebracht werden müssen. Damit alle Motteneier vernichtet werden, soll die Behandlung über mehrere Lebenszyklen der Schädlinge wiederholt werden. In der Regel werden sechs bis acht Pappkärtchensets für eine Gesamtdauer von 12 bis 16 Wochen geliefert. Die Kosten liegen insgesamt meist unter 100 Euro, womit diese Art der biologischen Schädlingsbekämpfung nicht nur ökologisch, sondern auch preiswert ist.

ACHTUNG
Damit die winzigen Helfer nicht selbst Opfer der chemischen Schädlingsbekämpfung werden, empfiehlt sich, während des Einsatzes der Schlupfwespen auf Insektizide jeglicher Art zu verzichten.
 

Wie kann man Ratten biologisch bekämpfen?

Groß ist der Schreck, wenn Ratten im Haus oder im Keller gesichtet werden. Wer kein klassisches Gift streuen möchte, hat verschiedene Möglichkeit der biologischen Schädlingsbekämpfung. Eins der ältesten und probaten Mittel ist eine Hauskatze. Sie findet zuverlässig Rattennester und freut sich über die Beute. Auch mechanische Fallen helfen gegen die Nagetiere. Im Handel finden Sie sowohl Lebend- als auch Schlagfallen, die die Tiere entweder fangen oder sofort erledigen. Dabei sollten Sie jedoch nicht vergessen, dass Ratten wahre Überlebenskämpfer sind. Sie verstecken sich in Mauerritzen, Schachten und unterirdischen Räumen und vermehren sich rasant. Da Sie nicht sicher sein können, mit diesen Maßnahmen alle Nagetiere erledigt zu haben, ist bei einem Rattenbefall in Wohnräumen ratsam, sich an kompetente Schädlingsbekämpfer zu wenden.

ACHTUNG
Schaedlingsvernichtung.de hat sich in diesem Artikel ausführlich mit dem Thema Rattenbekämpfung auseinandergesetzt. Hier finden Sie Methoden der Abwehr und vorbeugende Maßnahmen im Überblick.
 

Was versteht man unter biotechnischer Schädlingsbekämpfung?

Bei der biotechnischen Schädlingsbekämpfung werden natürliche biologische Prozesse nachgeahmt und zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Im Gegensatz zur biologischen Schädlingsbekämpfung erfolgt kein Einsatz von Organismen, Zellen, Viren oder genetischem Material. Stattdessen helfen Instrumente wie Licht- oder Klebefallen, Gelbschalen oder Leimtafeln beim Überwachen und Bekämpfen der Schädlinge.

Warum kann man die biotechnische Schädlingsbekämpfung nicht immer einsetzen?

Wenn bereits eine hohe Anzahl von Schädlingen vorhanden ist, reichen die biotechnischen Mittel für eine Bekämpfung nicht mehr aus. In diesem Fall werden sie nur noch für das Überwachen beziehungsweise zur Befallskontrolle eingesetzt. Zur Bekämpfung der Schädlinge eignen sich dann andere Mittel wie die biologische, physikalische oder chemische Schädlingsbekämpfung.

Warum kann man die biologische Schädlingsbekämpfung nicht immer einsetzen?

Auch bei der biologischen Schädlingsbekämpfung können Probleme auftreten. Eine sofortige Vernichtung der Schädlinge ist bei dieser Form der Bekämpfung nämlich nicht möglich. Zusätzlich muss die Bekämpfung der Schädlinge bereits zu Beginn des Befalls einsetzen, sodass die speziell ausgebrachten Nützlinge noch dazu fähig sind, die Schädlingspopulation zu reduzieren. Zudem muss bedacht werden, dass auch durch die Nützlinge und deren Ausscheidungen Verunreinigungen entstehen.

Fazit

Die biologische Schädlingsbekämpfung nutzt Tiere, Pflanzen und Kräuter, um Schädlinge zu vernichten. Sie ist bei richtigem Einsatz genauso wirkungsvoll wie Chemiewaffen und schont die Umwelt. Marienkäfer und Florfliegen helfen gegen Blattläuse, während Vögel, Reptilien, Zäune und bestimmte Kräuter die Schnecken vom Garten vertreiben. Gegen Motten in der Wohnung sind Schlupfwespen wertvolle Verbündete. Meist sind nach einiger Zeit die unerwünschten Gäste fort. Manchmal ist der Befall jedoch so stark, dass trotzdem einige Schädlinge überleben. In diesem Fall empfiehlt sich, einen Fachbetrieb zu kontaktieren.

Über unsere*n Autor*in
Schaedlingsvernichtung.de Team
Schaedlingsvernichtung.de ist das Branchenverzeichnis für Schädlingsbekämpfer und Kammerjäger. Die Redaktion von Schaedlingsvernichtung.de erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps bei allen Arten von Schädlingen im Haus und Garten.