Nach Unglücksfällen, Verbrechen oder erst spät entdeckten Todesfällen stehen Angehörige, Hausverwaltungen und Eigentümer vor einer Aufgabe, die fachliche Kompetenz und einfühlsames Vorgehen verlangt. Wenn aus einer Wohnung ein Tatort oder Leichenfundort wird, sind Tatortreiniger die Fachkräfte, die die Spuren des Geschehens beseitigen. Sie übernehmen die fachgerechte Beseitigung von Blut, Körperflüssigkeiten und Gerüchen unter Einhaltung der Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes und der Biostoffverordnung. Neben der technischen Reinigungsleistung umfasst die Dienstleistung eine diskrete Abwicklung, eine fachgerechte Entsorgung von kontaminierten Gegenständen sowie die vollständige Wiederherstellung der Nutzbarkeit betroffener Räume. Die Tatortreinigung stellt damit eine wichtige Schnittstelle zwischen behördlichen Maßnahmen und der Rückkehr zur Normalität dar.
- Was ist eine Tatortreinigung?
- Wann ist eine Tatortreinigung erforderlich?
- Was unterscheidet eine Tatortreinigung von anderen Spezialreinigungen?
- Welche Arten von Tatorten gibt es?
- Wann und durch wen darf eine Tatortreinigung durchgeführt werden?
- Wie läuft eine professionelle Tatortreinigung ab?
- Welche Methoden und Techniken kommen bei der Tatortreinigung zum Einsatz?
- Wie wird die Geruchsneutralisation durchgeführt?
- Diese 5 Dinge sollten Sie beachten
- Fazit
- Tatortreinigung: Häufig gestellte Fragen
Alles auf einen Blick:
- Die Tatortreinigung ist eine Spezialisierung innerhalb der Gebäudereinigung, da Tatorte ausschließlich von qualifizierten Fachkräften gereinigt werden dürfen.
- Ein Tatortreiniger wird immer dann beauftragt, wenn ein Infektionsrisiko besteht. Zu den Aufgaben gehören das sorgfältige Entfernen biologischer und chemischer Rückstände sowie die Beseitigung unangenehmer Gerüche.
- Der Ablauf umfasst die Absicherung des Bereichs, die Grobreinigung, Desinfektion, Ozonbehandlung und die fachgerechte Entsorgung kontaminierter Materialien.
- Tatortreinigungen dürfen nur von Fachkräften durchgeführt werden, die nach Biostoffverordnung, TRBA 250 und § 18 IfSG zugelassen sind, da sowohl gesundheitsgefährdende biologische Stoffe als auch hochkonzentrierte Reinigungsmittel zum Einsatz kommen.
- Alle Arbeitsschritte werden sorgfältig dokumentiert, um die rechtssichere Freigabe der betroffenen Räume zu gewährleisten.
Was ist eine Tatortreinigung?
Die Tatortreinigung ist eine spezialisierte Form der Gebäudereinigung, die immer dann erforderlich wird, wenn Räume durch biologische oder chemische Stoffe verunreinigt sind und eine gründliche hygienische Sanierung benötigen. Sie kommt insbesondere an Leichenfundorten, Unfallstellen oder in stark verschmutzten Bereichen zum Einsatz, in denen Rückstände wie
- Blut,
- Körperflüssigkeiten,
- Fäkalien oder
- Gewebe
vorhanden sind. Ziel ist nicht nur die optische Reinigung, sondern die vollständige Dekontamination. Eine professionelle Tatortreinigung erfolgt nach strengen Arbeitsschutz-, Hygiene- und Umweltvorschriften. Der Beruf des Tatortreinigers gilt dabei rechtlich als Desinfektor im Sinne des Infektionsschutzgesetzes. Seine Arbeit umfasst sowohl mechanische als auch chemische Verfahren zur Entfernung organischer Rückstände und mikrobieller Belastungen. Die eingesetzten Mittel müssen beim Robert Koch-Institut (RKI) oder dem Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) gelistet sein, um den behördlichen Anforderungen an Wirksamkeit und Sicherheit zu genügen.
Was umfasst eine Tatortreinigung genau?
- Sicherung und Beurteilung des betroffenen Bereichs
- Entfernung kontaminierter Materialien
- Desinfektion sämtlicher Flächen
- Geruchsneutralisierung und Luftreinigung
- fachgerechte Entsorgung der schadstoffbelasteten Materialien
- Dokumentation und Freigabe
Wann ist eine Tatortreinigung erforderlich?
- Leichenfundorte in Wohnungen oder Fahrzeugen
- Tatorte von Gewaltdelikten
- Suizide
- schwere Unfälle
- kontaminierte Räumlichkeiten
- stark verschmutzte Wohnungen (z. B. Messie-Wohnungen)
Mit dem Begriff Tatortreinigung verbindet man im ersten Moment das Szenario eines gewalttätigen Verbrechens. Diese spezialisierte Art der Gebäudereinigung ist jedoch auch notwendig, wenn Räumlichkeiten aufgrund der psychischen Verfassung des Bewohners über lange Zeit verwahrlost sind und zu einer Messie-Wohnung werden. Auch nach Unfällen, wie schweren Verkehrsunfällen, kann der Einsatz benötigt werden. Der Service ist im Grunde immer dann notwendig, wenn biologische, chemische oder infektiöse Rückstände vorhanden sind.
Was unterscheidet eine Tatortreinigung von anderen Spezialreinigungen?
Die Tatortreinigung ist eine Sonderform der Desinfektionsarbeit, die einer behördlichen Zulassungspflicht unterliegt. Grund dafür ist der Umgang mit potenziell infektiösem Material und biologischen Arbeitsstoffen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an persönliche Schutzausrüstung, Entsorgung und Dokumentation. Diese spezielle Reinigungsform erfordert nicht jedoch nicht nur technisches Fachwissen und die Einhaltung strenger Hygienestandards, sondern auch Einfühlungsvermögen im Umgang mit der Situation und den Hinterbliebenen. Eine professionelle und diskrete Reinigung trägt nämlich auch dazu bei, Betroffene in ihrer Trauerphase zu entlasten.
Welche rechtlichen und hygienischen Vorgaben müssen eingehalten werden?
Die Durchführung einer Tatortreinigung unterliegt strengen gesetzlichen und hygienischen Bestimmungen, um die Sicherheit von Mensch und Umwelt zu gewährleisten. Neben dem Infektionsschutzgesetz und der Biostoffverordnung gelten weitere Vorschriften, die insbesondere den Ablauf, die Entsorgung und die Nachweisführung betreffen:
- Dokumentationspflichten
- sachgerechter Umgang mit Gefahrstoffen
- abfallrechtliche Vorgaben
- Einhaltung von Hygienekonzepten
- Unterweisung und Schutz der Mitarbeitenden
- Zugangsbeschränkung und Freigabeverfahren
Tatort reinigen: Warum die Reinigung von Tatorten Spezialwissen erfordert
Die Verunreinigung an einem Tatort erfordert eine spezielle Reinigung, da hier mit biologisch potenziell gefährlichen Substanzen gearbeitet wird. Tatortreiniger sind geschulte Fachkräfte, die mit solchen Situationen professionell umgehen können und bei ihrer Arbeit höchste Sorgfalt und strenge Hygienestandards einhalten müssen. Denn besonders nach einem Todesfall entstehen Bedingungen, unter denen Krankheitserreger schnell aktiv werden können. Sobald ein Mensch verstirbt, beginnen bereits nach kurzer Zeit biologische Zersetzungsprozesse. Dabei treten Körperflüssigkeiten aus, die eine hohe mikrobiologische Aktivität aufweisen. Diese können schon nach wenigen Stunden Viren, Bakterien und andere Keime freisetzen, die sich über Luft, Oberflächen oder Flüssigkeiten im Raum verbreiten und ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Daraus ergibt sich, dass Tatorte häufig mit Blut, Gewebe, Ausscheidungen oder infektiösen Aerosolen kontaminiert sind. Diese können Krankheitserreger wie Hepatitis-Viren oder multiresistente Keime (MRSA) oder Bakterien enthalten. Eine herkömmliche Reinigung reicht hier nicht aus, sondern kann sogar dazu beitragen, die Erreger weiterzuverbreiten und das Risiko zusätzlich zu erhöhen. Ohne fundierte Kenntnisse in Desinfektionsverfahren besteht die Gefahr von Infektionen sowie ein Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz. Tatorte werden daher als kontaminierte Arbeitsbereiche der Schutzstufe 2 gemäß Biostoffverordnung eingestuft.
Welche Arten von Tatorten gibt es?
- Leichenfundorte bei natürlichem Tod: Hier handelt es sich um Situationen, in denen eine verstorbene Person nach längerer Zeit entdeckt wurde. Durch die Zersetzung entstehen biologische Rückstände und Gerüche, die eine umfassende Dekontamination erforderlich machen.
- Tatorte nach Gewaltverbrechen oder Suizid: Bei Delikten mit körperlicher Gewalt oder Selbsttötung sind meist Blut, Gewebe oder Körperflüssigkeiten im Raum vorhanden.
- Unfallorte im häuslichen, beruflichen oder öffentlichen Bereich: Ob Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle oder Stürze im privaten Umfeld, überall dort, wo Verletzungen mit Blutverlust auftreten, ist eine professionelle Reinigung notwendig. Besonders im öffentlichen Raum gelten strenge Hygienevorschriften.
- Sonderfälle mit extremer Verunreinigung: Dazu gehören Messie-Wohnungen, stark verschmutzte Räume mit Tierkot oder Tierkadavern sowie Bereiche, die durch Chemikalien oder andere Gefahrstoffe belastet sind. Solche Einsatzorte erfordern besondere Schutzmaßnahmen, ein durchdachtes Entsorgungskonzept und ein individuell abgestimmtes Vorgehen.

Wo finden Tatortreinigungen statt?
Ein Tatortreiniger kann an verschiedene Orte gerufen werden, überall dort, wo es zu einem Leichenfund gekommen ist und Spuren und Überreste diskret, hygienisch und sorgfältig entfernt werden müssen. So kann eine Tatortreinigung in Privatwohnungen, Hotels, Fahrzeugen, Pflegeheimen sowie öffentlichen und gewerblichen Einrichtungen erfolgen.
Wann und durch wen darf eine Tatortreinigung durchgeführt werden?
Zuständig sind Fachbetriebe für Desinfektion und Dekontamination mit behördlicher Zulassung nach dem Infektionsschutzgesetz. Diese Betriebe beschäftigen speziell geschulte Tatortreiniger mit Erfahrung im Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen. Eine Leichenfundortreinigung darf zudem erst durchgeführt werden, wenn Polizei oder Staatsanwaltschaft den Ort freigegeben haben. Neben den Behörden kann eine Tatortreinigung vom Vermieter, der Hausverwaltung sowie den Hinterbliebenen beauftragt werden. Jede Reinigung erfolgt dokumentationspflichtig mit Arbeitsprotokoll und Nachweis der verwendeten Mittel. Die eigenständige Reinigung eines Tatorts kann schwerwiegende Folgen haben. Zum einen besteht ein hohes Gesundheitsrisiko durch infektiöse Materialien, zum anderen drohen rechtliche Konsequenzen, da durch unsachgemäßes Vorgehen nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die anderer Personen gefährdet wird. Hinzu kommt die erhebliche psychische Belastung, die eine solche Aufgabe mit sich bringt. Nur ausgebildete und zertifizierte Desinfektoren verfügen über die notwendigen Fachkenntnisse, um die richtigen und wirkungsvollen Reinigungsmittel einzusetzen. Sie können gewährleisten, dass die betroffenen Bereiche tatsächlich vorschriftsgemäß gereinigt und desinfiziert werden.
Welche Qualifikationen sind erforderlich?
Der Weg zum Beruf des Tatortreinigers führt über die Ausbildung zum Gebäudereiniger, die 3 Jahre dauert. Um das erlernte Wissen über Hygienemaßnahmen, Reinigungsprozesse und die Arbeit mit Chemikalien und Reinigungsmitteln zu vertiefen, empfiehlt sich danach eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Desinfektor. Auch persönliche Fähigkeiten und Eigenschaften wie körperliche Fitness sowie psychische Belastbarkeit sind für die Arbeit an Tatorten genauso wichtig wie Diskretion, Empathie und Sorgfalt.
Welche Vorbereitungen müssen vor der Tatortreinigung getroffen werden?
Im ersten Schritt erfolgt eine Begutachtung und Gefährdungsanalyse durch den Profi. Bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden, erfolgt eine genaue Einschätzung der Räumlichkeiten. Das Reinigungsteam beurteilt Art und Ausmaß der Kontamination sowie mögliche Gefahrenquellen und erstellt auf dieser Grundlage ein individuelles Reinigungs- und Hygienekonzept. So können die Fachkräfte die erforderliche Ausrüstung und geeigneten Reinigungsmittel auswählen und zugleich die entstehenden Kosten kalkulieren. Beim Ersttermin findet außerdem ein ausführliches Gespräch mit dem Auftraggeber statt, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
Wie läuft eine professionelle Tatortreinigung ab?
- Entfernung kontaminierter Materialien: Alle sichtbar oder potenziell verunreinigten Gegenstände wie Möbel, Bodenbeläge, Textilien oder Einrichtungsgegenstände werden im Rahmen der ersten Grobreinigung fachgerecht entfernt. In Messie-Wohnungen übernehmen Tatortreiniger auf Wunsch zudem eine vollständige Entrümpelung der Räumlichkeiten. Biologisch belastete Substanzen wie Blut, Gewebe oder Körperflüssigkeiten werden mit speziellen Bindemitteln aufgenommen und luftdicht verpackt. In stark fortgeschrittenen Verwesungsstadien kann außerdem eine Schädlingsbekämpfung erforderlich sein, um Hygienerisiken vollständig auszuschließen.
- Flächen- und Raumdesinfektion: Sämtliche Oberflächen werden mit hochwirksamen Desinfektionsmitteln behandelt, die in der RKI- oder VAH-Liste aufgeführt sind. Je nach Raumstruktur kommen Wisch-, Sprüh- oder Vernebelungsverfahren zum Einsatz.
- Geruchsneutralisierung: Leichengerüche und andere intensive Gerüche, wie zum Beispiel Erbrochenes oder Kot, können durch Ozonbehandlung oder Kaltvernebelung neutralisiert werden. Diese Methoden zersetzen organische Verbindungen auf molekularer Ebene. Eine Geruchsbekämpfung wird stets zum Schluss eines Einsatzes durchgeführt, aber kann zusätzlich auch vor dem eigentlichen Reinigungseinsatz notwendig sein.
- Entsorgung nach Gefahrgutrecht: Alle kontaminierten Abfälle werden nach dem Abfallschlüssel 18 01 03 erfasst. Dieser Schlüssel kennzeichnet infektiöse Abfälle aus medizinischen und ähnlichen Bereichen, die ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellen. Die Materialien müssen dokumentiert und eindeutig gekennzeichnet werden. Die Entsorgung erfolgt dabei nicht durch die Tatortreiniger selbst, sondern durch zugelassene Entsorgungsunternehmen.
- Abschlussdokumentation: Alle durchgeführten Maßnahmen werden vom Profi detailliert dokumentiert. Dazu gehören Fotos, Protokolle, eingesetzte Mittel und Testergebnisse. Erst wenn mikrobiologische Nachweise eine vollständige Dekontamination bestätigen, wird der Bereich wieder freigegeben.
Für eine sorgfältige Reinigung können nach der ersten Begutachtung mehrere Termine erforderlich sein. Der tatsächliche Umfang der Arbeiten richtet sich nach der Situation vor Ort und den Wünschen der Betroffenen.
Wie läuft die Entsorgung von kontaminierten Materialien ab?
Alle biologisch belasteten Stoffe fallen unter Abfallschlüssel 18 01 03 („Abfälle, an deren Sammlung besondere Anforderungen gestellt werden“). Sie werden luftdicht verpackt, etikettiert und durch Entsorgungsbetriebe mit Gefahrgut-Zulassung sofort verbrannt. Die Entsorgung der medizinischen Stoffe übernimmt ein Tatortreiniger in der Regel nicht selbst, sondern ein spezielles Entsorgungsunternehmen erledigt diese Aufgabe.
Leichenfundortreinigung: Welche rechtlichen Vorschriften gelten?
- Das Infektionsschutzgesetz (§ 18 IfSG) regelt Desinfektionsmaßnahmen.
- Die Biostoffverordnung (BioStoffV) definiert Schutzstufen und Gefahrenbewertung.
- Die Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA 250) beschreibt den Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege.
- Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) regelt chemische Mittel.
- Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) legt Entsorgungsrichtlinien fest.
- Die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften definieren Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten bei der Arbeit.
Die Reinigung eines Leichenfundortes durch professionelle Tatortreiniger erfolgt nach strengen gesetzlichen Vorgaben, um sicheres Arbeiten zu gewährleisten und Infektionen sowie Kontaminationen zu verhindern. Dabei kommen ausschließlich dokumentierte Chemikalien zum Einsatz, deren Sicherheit in den entsprechenden Sicherheitsdatenblättern nachgewiesen ist. In Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern gelten oft noch zusätzliche Hygienestandards nach IfSG und TRBA 250, die eine behördliche Kontrolle vor Wiederaufnahme des Betriebs vorschreiben.
Wie wird der betroffene Bereich abgesichert?
Zu Beginn wird der Bereich abgesperrt, sodass nur autorisiertes Personal Zutritt erhält. Anschließend werden Strom und Wasser abgeschaltet, um die Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten und Risiken wie Stromschläge, Wasserschäden oder die Ausbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden. Der Tatort selbst wird durch Folienbarrieren geschützt, um eine Kreuzkontamination auf benachbarte Räume zu verhindern. Je nach Situation können weitere Schutzmaßnahmen notwendig sein, die in Abstimmung mit den zuständigen Behörden umgesetzt werden. Während der gesamten Reinigung trägt das Team spezielle persönliche Schutzausrüstung, die einen umfassenden Schutz vor biologischen und chemischen Gefahren bietet und einen sicheren Arbeitsablauf garantiert.
Welche Schutzmaßnahmen werden angewendet?
- Einweg- oder Mehrweganzüge mit Chemikalienschutz
- doppelte Nitrilhandschuhe
- FFP3-Masken oder gebläseunterstützte Atemsysteme
- Schutzbrillen
- Überschuhe
- Entsorgung oder Desinfektion der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) nach jedem Einsatz
Wie erfolgt die Entfernung biologischer Rückstände?
An einem Leichenfundort besteht die Hauptaufgabe besonders aus der Reinigung und Entfernung von biologischen Rückständen wie Blut, Geweberesten oder Körperflüssigkeiten durch Verwesungsprozesse, auch Leichenschweiß genannt, wobei eine sorgfältige und vorschriftsgemäße Arbeitsweise notwendig und ausschlaggebend ist. Da diese Rückstände infektiös sein können, müssen betroffene Flächen und Gegenstände vorschriftsgemäß durch den Profi gereinigt und dekontaminiert werden.
Welche Desinfektionsmaßnahmen werden durchgeführt?
Je nach Situation kommen Mittel zum Einsatz, die Bakterien, Viren und Pilze zuverlässig abtöten, zum Beispiel Desinfektionslösungen auf Alkohol- oder Sauerstoffbasis. Die Desinfektion erfolgt mit besonders wirksamen Desinfektionsmitteln, die auch in Krankenhäusern eingesetzt werden und vom RKI und dem VAH zugelassen sind. Im ersten Schritt erfolgt stets eine Grobreinigung, bei der alle sichtbaren Rückstände entfernt, gereinigt und entsorgt werden. Anschließend werden die betroffenen Bereiche gründlich in einem mehrstufigen Prozess desinfiziert.
Wann sind Räumlichkeiten nach einer Tatortreinigung wieder nutzbar?
Nach erfolgreicher Desinfektion und der Bestätigung durch Luftmessungen sowie Abklatschtests auf Oberflächen können die Räume wieder betreten werden. Bei einer Ozonbehandlung sollte eine Wartezeit von mindestens 12 bis 24 Stunden eingehalten werden. Anschließend ist gründliches Lüften erforderlich, um mögliche Rückstände zu entfernen. Bei einer Kaltvernebelung beträgt die empfohlene Wartezeit in der Regel 6 bis 12 Stunden. Die Räumlichkeiten gelten immer erst dann als sicher und nutzbar, wenn der verantwortliche Tatortreiniger die Freigabe erteilt hat.
Welche Methoden und Techniken kommen bei der Tatortreinigung zum Einsatz?
- manuelle Reinigung mit Spezialreinigern
- thermische Dampf- oder Heißluftverfahren
- chemische Desinfektion
- Ozonisierung
- Kaltvernebelung
Die Methoden variieren je nach Situation, wobei je nachdem, wie fortgeschritten der Verwesungsprozess beim Leichenfund war, intensivere Mittel und Vorgehen gewählt werden müssen. In der Regel ist eine Tatortreinigung stets ein mehrstufiger Prozess aus verschiedenen Vorgehensweisen.
Welche chemischen Reinigungsmittel und Desinfektionsverfahren werden verwendet?
Tatortreiniger setzen auf hochwirksame Desinfektionsmittel, die speziell für den medizinischen und hygienischen Bereich zugelassen sind. Diese Mittel müssen auf der RKI- oder der VAH-Liste geführt sein, was ihre Wirksamkeit gegen Bakterien, Viren, Pilze und Sporen garantiert. Verwendet werden vor allem folgende Wirkstoffgruppen:
- Aldehyde (z. B. Glutaraldehyd): Sie wirken stark gegen alle Arten von Keimen, werden aber wegen ihres stechenden Geruchs und der gesundheitlichen Belastung nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt.
- Peroxidverbindungen (z. B. Wasserstoffperoxid): Diese oxidieren organisches Material und zerstören Krankheitserreger durch eine chemische Reaktion mit deren Zellstrukturen.
- quartäre Ammoniumverbindungen: Diese Tenside wirken besonders gut gegen Bakterien und einige Viren und werden häufig für die Flächendesinfektion verwendet.
- alkoholbasierte Mittel (z. B. Ethanol, Isopropanol): Diese kommen zum Einsatz, wenn eine schnelle Wirkung bei geringem Rückstand erforderlich ist.
Chlorhaltige Mittel dürfen nur unter kontrollierten Bedingungen eingesetzt werden, da sie in Verbindung mit organischen Rückständen gefährliche Gase bilden können. Je nach Raum, Oberfläche und Verschmutzungsgrad kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz:
- Wischdesinfektion: Reinigung von Böden, Möbel oder Flächen
- Sprühdesinfektion: für schwer erreichbare Stellen oder unebene Oberflächen
- Vernebelung: kontaminierte Räumlichkeiten, werden mit Nebel aus Desinfektionsmitteln behandelt
- Ozonbehandlung: bei starker Geruchsbildung kommt Ozon zum Einsatz, das Mikroorganismen in der Luft und auf Oberflächen oxidiert und unschädlich macht
Welche Geräte und Hilfsmittel kommen typischerweise zum Einsatz?
- HEPA-Industriesauger
- Ozon-Generatoren
- Dampfreiniger
- Luftmessgeräte
- UV-Lampen
- Feuchtigkeits- und Temperaturfühler
- Spezialabsaugvorrichtungen für Blutreste
Wie wird die Geruchsneutralisation durchgeführt?
Ein wichtiger Arbeitsschritt bei einer Tatortreinigung ist die Raumluftdesinfektion (Link), auch Geruchsneutralisation genannt. Unangenehme Gerüche, die durch Zersetzungsprozesse entstehen, werden mit verschiedenen Methoden bekämpft, vor allem durch Ozonisierung oder Kaltvernebelung. Beide Verfahren funktionieren im Grunde nach demselben Prinzip: Sie oxidieren die geruchsverursachenden organischen Verbindungen, indem sie deren Zellwände und Eiweißstrukturen zerstören. Während des gesamten Prozesses werden die Ozonkonzentration und die notwendige Lüftungszeit kontinuierlich überwacht, bis keine Rückstände mehr messbar sind. Auf Wunsch kann bereits vor dem eigentlichen Reinigungstermin eine erste Geruchsneutralisation durchgeführt werden, um den vorherrschenden Geruch einzudämmen. Nach Abschluss der Reinigung, Räumung und Desinfektion erfolgt bei Bedarf eine weitere Behandlung zur vollständigen.
Was ist eine Ozonbehandlung und wann wird sie eingesetzt?
Die Ozonbehandlung wird speziell in großen Räumen und bei starker Geruchsbildung angewendet. Hierbei wird Ozon mit Generatoren erzeugt, das auch Mikroorganismen in der Luft und auf Oberflächen oxidiert und somit unschädlich macht. Es hat den Vorteil, dass es organische Verbindungen zerstört, Gerüche neutralisiert und Mikroorganismen abtötet. Dieser Vorgang wird in einem verschlossenen Raum durchgeführt und nach dem Prozess muss dieser ausgiebig gelüftet werden.
Wie funktioniert Kaltvernebelung oder Luftreinigung?
Bei der Kaltvernebelung, auch Luftreinigung genannt, wird eine Desinfektionslösung in feine Aerosole umgewandelt und im Raum verteilt. Die Partikel legen sich auf Oberflächen und in Hohlräume, ohne Feuchtigkeitsschäden zu verursachen. HEPA-Filtergeräte entfernen danach restliche Partikel. Diese Methode gilt als besonders umweltfreundlich und effektiv und ist ideal für kleine bis mittelgroße Räumlichkeiten, während eine Ozonbehandlung für größere Räume ideal ist.
Diese 5 Dinge sollten Sie beachten
- Wenden Sie sich ausschließlich an Fachbetriebe mit staatlich geprüften Desinfektoren. Achten Sie auf gültige Zulassungen und Nachweise nach § 18 IfSG, um eine rechtssichere und fachgerechte Tatortreinigung sicherzustellen.
- Die Kosten für Tatortreinigungen können deutlich variieren. Vergleichen Sie daher mehrere Angebote und achten Sie auf transparente Preisangaben sowie eine detaillierte Leistungsbeschreibung mit Dokumentation.
- Seriöse Dienstleister bieten in der Regel eine kostenfreie Erstbesichtigung an. Dabei wird die Situation vor Ort bewertet, der Arbeitsaufwand eingeschätzt und die benötigte Schutzausrüstung festgelegt.
- Körperflüssigkeiten können in Estrich, Böden oder Wände eindringen und dort langfristig Keime oder unangenehme Gerüche verursachen. Lassen Sie die betroffenen Bereiche bei Bedarf auf verdeckte Kontaminationen untersuchen, besonders bei Holzunterböden und Tapeten ist Vorsicht geboten.
- Viele Fachbetriebe bieten neben der eigentlichen Tatortreinigung auch ergänzende Leistungen wie Schädlingsbekämpfung, wie etwa die Bekämpfung von Kakerlaken in vernachlässigsten Wohnungen und von eingefügt anderen Schädlingen, die durch Verwesungsprozesse angezogen werden an. Auch Entrümpelungs- oder Räumungsservice zählen häufig zum Portfolio, sodass Sie einen ganzheitlichen und sorgenfreien Ablauf erwarten können.
Fazit
In einer Situation, die von Trauer und Belastung geprägt ist, bietet die professionelle Tatortreinigung die Gewissheit, dass die räumliche Bewältigung in erfahrenen Händen liegt. Was zunächst wie eine rein technische Aufgabe erscheint, erfordert tatsächlich ein Zusammenspiel aus medizinischem Wissen, rechtlicher Kompetenz und psychologischem Feingefühl. Die Arbeit eines Fachbetriebs ist dabei an zahlreiche gesetzliche Vorschriften gebunden. Vorgaben aus dem Infektionsschutzgesetz, der Biostoffverordnung und der TRBA 250 dienen dem Schutz von Reinigungskräften und künftigen Nutzern der Räume. Mehrstufige Desinfektionsverfahren, die sichere Entsorgung infektiöser Abfälle und der Einsatz geprüfter Reinigungsmittel gewährleisten eine vollständige Dekontamination, die mit herkömmlichen Methoden nicht erreichbar wäre. Die Beauftragung eines qualifizierten Fachbetriebs stellt somit nicht nur die gesundheitliche Sicherheit, sondern auch die rechtskonforme und vollständige Wiederherstellung der betroffenen Räume sicher.
Tatortreinigung: Häufig gestellte Fragen
Wie schnell kann eine Tatortreinigung beginnen?
Die meisten Fachbetriebe bieten einen 24-Stunden-Notdienst an. Sobald der Tatort von Polizei oder Staatsanwaltschaft freigegeben ist, kann die Reinigung meist noch am selben Tag beginnen.
Wie lange dauert der gesamte Prozess?
Die Dauer hängt vom Umfang der Arbeiten ab. Ein einzelner Raum kann oft innerhalb eines Tages vollständig gereinigt werden, während stark verschmutzte oder großflächig betroffene Bereiche, etwa bei Messie-Wohnungen, mehrere Tage in Anspruch nehmen können. Ein Ersttermin für Besichtigung und Aufwandseinschätzung sollte stets zusätzlich eingeplant werden.
Wer trägt die Kosten für die Tatortreinigung?
Je nach Situation übernehmen Eigentümer, Erben oder Versicherungen die Kosten. In Mietwohnungen kann der Vermieter die Ausgaben als Instandsetzungsmaßnahme verbuchen.
Was passiert mit persönlichen Gegenständen?
Auf Wunsch übernehmen Tatortreiniger auch die Entrümpelung oder Räumung und gehen dabei stets umsichtig, transparent und respektvoll mit persönlichen Gegenständen um. Nicht kontaminierte Objekte werden auf Wunsch gereinigt und desinfiziert. Stark belastete Gegenstände müssen entsorgt werden, um Infektionsrisiken auszuschließen.