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Tatortreinigung

Raumluftdesinfektion: Desinfektion und Geruchsneutralisation von Leichenfundorten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 04. November 2025
Lesedauer: 17 Minuten
© Synthetic-Exposition / istockphoto.com

Wenn ein Mensch verstirbt und längere Zeit unentdeckt bleibt, sind nicht nur die sichtbaren Spuren ein Problem. Besonders die Raumluft wird durch Verwesungsgase, Bakterien und Schimmelsporen massiv belastet und kann eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellen. Eine professionelle Raumluftdesinfektion beseitigt diese Belastungen und sorgt dafür, dass die Räume wieder sicher betreten und genutzt werden können. Durch modernste Verfahren lassen sich Keime, Viren und unangenehme Gerüche effektiv neutralisieren.

Alles auf einen Blick:

  • Nach einem Leichenfund sind Keime, Bakterien und Verwesungsgase in der Raumluft eine akute Gesundheitsgefahr. Es ist daher wichtig, wieder eine gute Luftqualität herzustellen. 
  • Eine professionelle Raumluftdesinfektion ist notwendig, um Gerüche, Krankheitserreger und Schimmelsporen sicher zu entfernen.
  • Fachbetriebe haben die entsprechende Erfahrung und setzen auf Verfahren wie Kaltvernebelung mit Desinfektionsmitteln, Ozonisierung oder kombinierte Methoden.
  • Die Räume dürfen erst nach einer Freigabe durch Fachkräfte wieder genutzt werden.
  • Die Kosten für die Raumdesinfektion übernehmen, je nach Situation, Angehörige, Versicherungen oder das Sozialamt.

Was versteht man unter Raumluftdesinfektion?

Die Raumluftdesinfektion beschreibt ein spezielles Verfahren, bei dem die Luft in geschlossenen Räumen von biologischen und chemischen Belastungen befreit wird. Sie wird nicht nur in Krankenhäusern oder Laboren angewendet, sondern auch bei der Sanierung von Leichenfundorten nach der professionellen Tatortreinigung. Behandelt werden dabei nicht nur Oberflächen, sondern das gesamte Raumvolumen.

Ziele der Raumluftdesinfektion

  • Keime und Krankheitserreger werden inaktiviert oder abgetötet
  • vollständige Neutralisation von Gerüchen statt bloßem Überdecken
  • Verhinderung von Schimmelbildung durch Senkung der Belastung in feuchtem Raumklima
  • Reduktion von Zersetzungsgasen, die die Atemluft und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen

Wie lange dauert eine Raumluftdesinfektion? 

Kleinere Räume sind oft innerhalb weniger Stunden behandelt, stark belastete Wohnungen benötigen in der Regel 2 Tage. Nach der Einwirkzeit muss zusätzlich gründlich gelüftet werden, mehrere Stunden sind hier ratsam. 

Reinigung eines Leichenfundorts: Wann dürfen die Räume wieder betreten werden?

Die Räume dürfen erst nach einer Freigabe durch den Fachbetrieb wieder genutzt werden. Die Wartezeit nach Ozonbehandlungen beträgt in der Regel 12 bis 24 Stunden, nach Kaltvernebelung etwa 6 bis 12 Stunden. Eine abschließende Luftprobe gibt Sicherheit. Erst wenn die Luftqualität bestätigt ist, wird der Raum offiziell freigegeben und kann wieder betreten oder genutzt werden.

Wie lange hält der Effekt einer Raumluftdesinfektion an? 

Da es sich um eine Ursachenbehandlung handelt, ist nach Abschluss der Maßnahme mit keinen erneuten Gerüchen oder Keimbelastungen zu rechnen.



Warum ist eine spezielle Raumdesinfektion nach einem Leichenfund erforderlich?

Bereits wenige Stunden nach Beginn der Verwesung werden Stoffwechsel- und Zersetzungsprodukte an die Luft abgegeben. Im Volksmund spricht man auch von Leichengas oder Leichengift, das unter anderem Ammoniak, Schwefelverbindungen und biogene Amine enthält. Diese Stoffe sind nicht nur unangenehm, sondern können über Atemwege aufgenommen werden und bereits in geringer Konzentration gesundheitliche Probleme auslösen. Weiterhin kann der Tote selbst eine ansteckende Krankheit haben, die über die Luft übertragbar wäre.

Der Begriff des „Leichengiftes“ geht auf den ungarischen Arzt und Geburtshelfer Ignaz Semmelweis zurück. Er beobachtete Mitte des 19. Jahrhunderts, dass Ärzte nach Leichenschauen Kindbettfieber auf Gebärende übertrugen und vermutete als Ursache Gifte von den Toten. Tatsächlich entstehen beim Verwesungsprozess Stoffe wie Cadaverin und Putrescin, die den typischen Leichengeruch erzeugen. Diese sind für den Menschen aber weitgehend ungefährlich. Was wirklich gefährlich war für die gebärenden Frauen waren mangelnde Hygiene und damit infektiöse Keime auf ungewaschenen Händen. In der modernen Medizin weiß man heute, dass durch Berührungen oder die reinen Leichenausdünstungen, bis auf seltene Ausnahmen wie Milzbrandsporen, keine Infektionsgefahr besteht. [1] Es handelt sich bei den zu behandelnden Raumluftgiften also nicht um „Leichengifte“, sondern um natürliche Zersetzungsprozesse, bei denen Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze verschiedene Stoffwechselprodukte freisetzen, die wiederum zu Reizungen der Atemwege, Übelkeit und Schlimmerem führen können, vor allem, wenn sich diese Gase und Sporen über längere Zeit in einem geschlossenen Raum ausbreiten können.

Welche Gefahren gehen von der Raumluft nach Verwesung aus?

Stoffgruppetypische StoffeSymptome bei Belastung
StickstoffverbindungenAmmoniak
  • Reizung von Augen, Nase und Atemwegen
  • Husten
  • tränende Augen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bewusstlosigkeit (in hoher Konzentration)
SchwefelverbindungenSchwefelwasserstoff (H₂S), Mercaptane
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Koordinierungsverlust
  • Bewusstlosigkeit (in hoher Konzentration)
  • Krämpfe und Atemstillstand (in sehr hoher Konzentration)
biogene AminePutrescin, Cadaverin (starker Leichengeruch)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • allgemeines Unwohlsein
Schimmelsporen und Bakterienverschiedene Arten
  • Atemnot
  • allergische Reaktionen
  • Hautreizungen
  • Gefahr chronischer Infektionen

Rechtliche Grundlagen für die Raumluftdesinfektion

Eine generelle gesetzliche Pflicht zur Raumdesinfektion gibt es nicht. Sie wird aber erforderlich, wenn behördlich festgestellte Gesundheitsgefahren bestehen wie lange Liegezeit, durchdrungene Materialien oder die Ausbreitung von Gerüchen beziehungsweise Keimen.

Öffentliche Gesundheit

  • Infektionsschutzgesetz (IfSG): Wenn von einer Wohnung nach einem Todesfall eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht (z. B. infektiöse Belastungen, massiver Schimmel, starke Geruchsbelastung mit Gesundheitsrelevanz), kann das Gesundheitsamt Maßnahmen anordnen wie Desinfektion oder Zutritts- und Nutzungsbeschränkungen (hergeleitet aus § 28 IfSG).
  • Landesordnungs-/Polizeirecht: Unabhängig vom Infektionsschutzgesetz können Ordnungsbehörden auf Grundlage der landesrechtlichen Generalklausel Maßnahmen zur Gefahrenabwehr treffen (z. B. Anordnung einer Sanierung, Sicherung der Wohnung), wenn sich die Belastungen auf Mitbewohner oder die Nachbarschaft ausweiten.

Mietrecht nach einem Todesfall

  • Fortsetzung des Mietverhältnisses (§ 563 BGB): Grundsätzlich treten Erben in das Mietverhältnis ein und übernehmen damit die vertraglichen Pflichten wie Räumung, Instandsetzung, Organisation von Reinigungs-/Sanierungsmaßnahmen als Nachlassverbindlichkeiten.
  • kein Selbstvollzug möglich: Eigenmächtige Räumungen durch den Vermieter sind „verbotene Eigenmacht“ (§ 858 BGB). Notwendige Schritte müssen rechtssicher organisiert werden.

Nachlass und Zuständigkeiten

  • Nachlassverbindlichkeiten: Erben haften mit dem Nachlass für erforderliche Maßnahmen und dazu gehört auch die fachgerechte Reinigung und Desinfektion. 
  • Nachlasspflegschaft: Sind die Erben unbekannt, untätig oder nicht handlungsfähig, kann der Vermieter eine Nachlasspflegschaft anregen; das Nachlassgericht bestellt dann jemanden, der notwendige Maßnahmen veranlasst.
  • behördliche Ersatzvornahme: Bei akuter Gefahr können Ordnungsbehörden Maßnahmen anordnen und nötigenfalls durchsetzen


Raumluftdesinfektion in 7 Schritten

  1. gründliche Analyse des Fundorts
  2. Planung der passenden Maßnahmen 
  3. Raumdesinfektion durch das Fachpersonal, um sämtliche Keime, Sporen und Zersetzungsgase zu neutralisieren
  4. Geruchsneutralisation, denn Verwesungsgerüche dringen tief in Textilien, Tapeten, Wände oder Böden ein
  5. fachgerechte Entsorgung kontaminierter Materialien
  6. nach der Einwirkzeit der eingesetzten Mittel wird der Raum intensiv gelüftet
  7. Freigabe durch Fachkräfte
m Straßenrand abgestellte Matratze, Teppiche und eine Kunststoffbox vor einem Wohnhaus, wie sie nach einer Reinigung eines Leichenfundortes zur Entsorgung bereitgestellt wurden.
Wenn Matratzen, Sofas oder Teppiche so stark betroffen sind, dass eine Reinigung nicht mehr möglich oder wirtschaftlich ist, werden sie nach den gesetzlichen Vorschriften entsorgt © brebca / istockphoto.com

Wie bereitet ein Fachbetrieb die Desinfektion vor?

Zu der Vorbereitung gehören Geruchsproben, Luftkeimmessungen und Sichtkontrollen, um den Grad der Belastung präzise einzuschätzen. Im Anschluss werden die betroffenen Räume geräumt oder abgedichtet, um ein unkontrolliertes Entweichen der Wirkstoffe zu verhindern. Das Fachpersonal trägt dabei eine persönliche Schutzausrüstung, um sich während der Arbeit vor gesundheitsgefährdenden Stoffen zu schützen.

Welche Verfahren werden zur Raumluftdesinfektion und Geruchsneutralisation eingesetzt? 

  • Kaltvernebelung: Bei dieser Methode wird ein spezielles Desinfektionsmittel oder auch Wasserstoffperoxid in mikroskopisch feine Tröpfchen zerstäubt und gleichmäßig im Raum verteilt. Die dafür verwendeten Desinfektionsgeräte versprühen das Desinfektionsmittel als feines und schwebefähiges Aerosol, das auch zur Flächendesinfektion in Innenräumen eingesetzt werden kann. Die verwendeten Wirkstoffe sind bakterizid, viruzid und fungizid, beseitigen also alle Bakterien, Viren und Pilzsporen zuverlässig.
  • Ozonisierung: Ozon ist ein starkes Oxidationsmittel, das Geruchsmoleküle und organische Verbindungen aufspaltet. Ein Generator produziert Ozon direkt vor Ort, das sich im Raum verteilt und mit den Schadstoffen reagiert. Nach der Behandlung zerfällt es von selbst wieder zu Sauerstoff. Besonders bei intensiven Leichengerüchen gilt die Ozonisierung als wirkungsvoll.
  • UV-Licht-Desinfektion: Dabei wird ultraviolettes Licht eingesetzt, das die Erbsubstanz von Bakterien und Viren so beschädigt, dass sie sich nicht mehr vermehren können. UV-C wirkt allerdings nur dort, wo das Licht auch hinkommt, und auch dann abhängig von Abstand und Einwirkzeit. Deshalb wird die Methode meist ergänzend zur normalen Reinigung genutzt, etwa zur Behandlung der Luft oder gezielter Flächen.
  • thermische Vernebelung: Im Gegensatz zur Kaltvernebelung werden die Desinfektionsmittel hier erhitzt und in Form von warmem Nebel in den Raum eingebracht. Der thermische Nebel ist sehr fein und kann bei der Leichenfundortreinigung besonders tief in poröse Materialien eindringen. Dadurch eignet sich diese Methode vor allem für Räume, in denen Gerüche stark in Wände oder Textilien eingezogen sind.

Vor- und Nachteile der Geruchsneutralisationsverfahren

VerfahrenVorteileNachteile
Kaltvernebelung
  • gleichmäßige Verteilung im gesamten Raum
  • erreicht Hohlräume und Oberflächen
  • Nachlüftung notwendig
  • je nach Wirkstoff längere Sperrzeit
Ozonisierung
  • besonders effektiv gegen hartnäckige Gerüche
  • rückstandsfreie Wirkung nach Zerfall
  • Räume erst nach längerer Wartezeit betretbar
  • gesundheitsschädlich während der Anwendung
UV-Licht-Desinfektion
  • wirkt direkt auf Keime und Viren
  • keine chemischen Rückstände
  • nur punktuelle Wirkung
  • keine Geruchsneutralisation
  • direkte UV-C-Strahlung ist schädlich für Haut und Augen, daher dürfen solche Geräte nur mit passenden Schutzmaßnahmen betrieben werden
thermische Vernebelung
  • sehr feine Partikel
  • dringen tief in Materialien ein
  • hohe Wirksamkeit bei Geruchsneutralisation
  • hitzeempfindliche Oberflächen können belastet werden
  • höhere Energiekosten

Sowohl die Ozon- als auch die Nebeltechnik zählen zu den effektivsten Verfahren der professionellen Raumluftdesinfektion. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirkungsweise und in den Einsatzbereichen.

Wie wird die Ozonbehandlung angewendet?

Bei der Ozonbehandlung wird ein sogenannter Ozongenerator im Raum aufgestellt, der aus dem vorhandenen Sauerstoff (O₂) Ozon (O₃) erzeugt. Dieses Gas besitzt stark oxidierende Eigenschaften und reagiert mit Geruchs- und Schadstoffmolekülen in der Luft. Dabei werden die Moleküle aufgespalten und vollständig neutralisiert.

Ablauf der Ozonbehandlung

  1. Versiegelung des Raumes, um das Austreten des Ozons zu verhindern
  2. Inbetriebnahme des Ozongenerators für eine festgelegte Zeit
  3. Einwirkzeit
  4. intensive Durchlüftung, bis die Ozonkonzentration unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegt
  5. abschließende Messung
  6. Raumfreigabe

Wie funktioniert die Nebeltechnik?

Die Nebeltechnik, auch Kaltvernebelung genannt, wird durch spezielle Geräte realisiert, die ein Desinfektionsmittel in mikrofeine Aerosolpartikel umwandelt. Diese Partikel verteilen sich gleichmäßig im Raum und legen sich auf alle Oberflächen, auch auf schwer zugängliche Stellen.

Ablauf der Kaltvernebelung

  1. Befüllung des Kaltverneblers mit dem Desinfektionsmittel
  2. Zerstäubung (die Partikel bleiben über längere Zeit in der Luft und dringen so in Poren, Ritzen und Textilien ein)
  3. Einwirkzeit
  4. intensive Durchlüftung, um Rückstände abzubauen

Welche Methoden können kombiniert werden?

  • Kaltvernebelung mit Ozonbehandlung; bei stark belasteten Räumen wird zusätzlich UV-Licht eingesetzt
  • Kaltvernebelung mit alkoholbasierten Desinfektionsmitteln plus anschließender Ozonisierung
  • UV-Bestrahlung in Verbindung mit Vernebelung, um Keime an schwer zugänglichen Stellen zu erreichen
  • Geruchsadsorption über Aktivkohlefilter nach Ozonbehandlung


Welche Nachkontrollen oder Geruchsproben werden durchgeführt? 

  • Luftprobe: Mithilfe von Messgeräten wird überprüft, wie viele Keime und Schimmelsporen noch in der Luft sind.
  • Wischproben von Flächen: An typischen „Problemstellen“ wie Türklinken, Arbeitsflächen oder Lüftungsgittern wird geprüft, ob noch Keime vorhanden sind.
  • Geruchscheck: Geschulte Personen gehen die Räume ab und halten fest, ob noch auffällige Gerüche wahrnehmbar sind und woher sie kommen könnten.
  • Lüftungsanlage: Filter und Auslässe werden kontrolliert, damit keine Verunreinigungen wieder in den Raum gelangen.
  • Raumklima & Feuchte: Temperatur, Luftfeuchte und gegebenenfalls Feuchte in Wänden/Böden werden gemessen; diese Maßnahme ist wichtig, damit sich kein neuer Schimmel bildet.
  • Sichtprüfung: Versteckte Bereiche (z. B. hinter Möbeln, in Ecken) werden gezielt begutachtet und dokumentiert.

Seriöse Fachbetriebe dokumentieren jede Kontrolle schriftlich. Das Protokoll enthält Informationen über die eingesetzten Verfahren, die Einwirkzeit, Messwerte der Nachkontrollen und gegebenenfalls die Freigabemessung der Raumluft. Das Dokument dient als offizieller Nachweis gegenüber Erben, Eigentümern, Versicherungen oder Behörden, dass die Räume hygienisch unbedenklich sind.

GUT ZU WISSEN:
Zu der Nachkontrolle gehören Luftkeim- und Partikelmessungen, bei denen spezieller Messgeräte zum Einsatz kommen. Dabei wird die Anzahl der Keime, Schimmelsporen und Bakterien pro Kubikmeter Luft ermittelt. Liegen die Werte über den hygienischen Grenzwerten, wird die Desinfektion erneut durchgeführt oder punktuell nachbehandelt. Denn selbst wenn die Raumluft gereinigt wurde und es jetzt sauber riecht, ist dies kein zwangsläufiger Beweis für eine vollständige Desinfektion oder das Fehlen schädlicher Rückstände.

Mikroskopisch kleine Krankheitserreger, Bakterien oder Sporen verstecken sich oft in kleinsten Ritzen und auf unzugänglichen Oberflächen und können sich dann weiterhin ausbreiten. Das birgt vor allem mit geschwächtem Immunsystem oder Allergien ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Umso wichtiger ist es, die Raumluftdesinfektion nur von Fachfirmen durchführen zu lassen. So werden auch verborgene Kontaminationen aufgespürtund sicher eliminiert.

Was kostet eine Raumluftdesinfektion nach einem Leichenfund?

Die typischen Kosten für eine Tatortreinigung behinhalten in der Regel auch die Raumluftdesinfektion. Allein für diese Dienstleistung liegen die Preise bei etwa 15 Euro pro Quadratmeter oder pauschal zwischen 200 und 400 Euro. Bei längerer Liegezeit oder komplizierten Räumlichkeiten steigen die Kosten entsprechend. Im Normalfall wird die Raumluftdesinfektion mit weiteren Reinigungsmaßnahmen wie der allgemeinen Tatortreinigung und Entsorgung von kontaminierten Objekten kombiniert. So entstehen schnell Kosten von mehreren Tausend Euro. Da auch, je nach Anbieter, die Preise zum Teil stark schwanken, ist es ratsam, vor Beauftragung einen detaillierten und transparenten Kostenvoranschlag einzuholen.

Wer zahlt die Raumluftdesinfektion im Todesfall? 

SituationzuständigVoraussetzungen/Hinweise
natürlicher Tod oder SuizidErbenReinigung, Desinfektion, Entrümpelung als Nachlassverbindlichkeiten; Kosten werden aus dem Nachlass bezahlt
Erben schlagen Erbschaft aus/keine ErbenNachlasspfleger (vom Nachlassgericht bestellt)Nachlassgericht ordnet Nachlasspflegschaft an; Beauftragung von Maßnahmen nur möglich, wenn genügend Nachlassmittel vorhanden sind
keine Erben bzw. kein Vermögenin Ausnahmefällen: SozialamtAntrag erforderlich; Bewilligung nur bei fehlenden Erben und Vermögen sowie besonderen sozialen oder gesundheitlichen Umständen
Vermieterkeine eigenmächtige Räumung zulässigrechtliche Zuständigkeit muss geklärt sein; bei akuter Gesundheitsgefahr kann das Gesundheits- oder Ordnungsamt Maßnahmen anordnen
behördlich angeordnete Maßnahmen (z. B. Gesundheitsgefahr, Leichengeruch)Gesundheitsamt oder Ordnungsamt beauftragt Reinigungnur bei Gefahr im Verzug; Behörden können Maßnahmen veranlassen, wenn keine Erben auffindbar sind
Todesfall infolge einer Straftat (z. B. Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge)TäterTäter haftet zivilrechtlich für Reinigung und Sanierungskosten, allerdings nur, wenn er identifiziert, verurteilt und zahlungsfähig ist

Wann zahlt eine Versicherung? 

Versicherungen übernehmen eine Raumluftdesinfektion nur dann, wenn dies ausdrücklich im abgeschlossenen Versicherungsvertrag geregelt ist, meist über einen Zusatzbaustein, der vor allem Vermietern angeboten wird. In Frage kommen vor allem 2 Versicherungsarten: Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen. Die Hausratversicherung kann greifen, wenn durch den Leichenfund Schäden an Einrichtungsgegenständen entstanden sind, zum Beispiel durch Verwesungsflüssigkeit oder anhaltenden Geruch, der Möbel oder Textilien unbrauchbar macht. Die Wohngebäudeversicherung ist zuständig, wenn feste Gebäudeteile betroffen sind, etwa der Bodenaufbau, Wände oder fest verbaute Lüftungssysteme. Voraussetzung ist hier aber auch, dass der Vertrag solche Schäden ausdrücklich mit abdeckt.

VORSICHT:
Hausratversicherungen endet der Schutz häufig nach 2 Monaten, wenn keine Erben eingetreten sind oder die Wohnung leer steht. Auch die Wohngebäudeversicherung bleibt nur unter bestimmten Bedingungen bestehen, zum Beispiel wenn die Immobilie weiterhin genutzt oder verwaltet wird. Wichtig ist es, den Schaden rechtzeitig zu melden.

Was passiert, wenn nach einem Todesfall niemand zahlen kann?

Eine Leiche bleibt nicht einfach liegen, auch wenn niemand da ist, der zahlt. Die öffentliche Hand ist verpflichtet, die öffentliche Sicherheit und Gesundheit zu schützen. Das gilt auch in solchen Ausnahmesituationen. Sobald eine verstorbene Person aufgefunden wird und der Arzt den Tod offiziell festgstellt hat, verständigen Polizei oder Rettungskräfte das zuständige Gesundheits- oder Ordnungsamt. Ein Bestattungsunternehmen wird mit der Bergung beauftragt und zwar erst einmal unabhängig davon, ob klar ist, wer die Kosten trägt. Die Leiche wird in der Regel zur gerichtsmedizinischen Untersuchung oder in eine Leichenhalle gebracht. Wenn keine Erben auffindbar sind oder alle das Erbe ausschlagen, setzt das Nachlassgericht gegebenenfalls eine Nachlasspflegschaft ein. Hat der Nachlass jedochkein Vermögen, kann der Nachlasspfleger keine Maßnahmen beauftragen. In solchen Fällen greift die sogenannte Gefahrenabwehrpflicht der Behörden. Das heißt, dass das Gesundheitsamt oder Ordnungsamt notwendige Maßnahmen (z. B. Desinfektion, Zugangssicherung oder Reinigung bei Gesundheitsgefahr) anordnen kann. Die Kommune trägt die Kosten für eine Tatortreinigung in der Regel aber nur dann, wenn keine anderen Kostenträger gefunden werden können und die Kostenübernahme aus sozialen Gründen notwendig ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Erben nicht zahlen können und auch der Vermieter nicht zahlungsfähig ist und somit die Wohnung nicht instandsetzen kann.

Kann das Sozialamt die Kosten übernehmen?

Das Sozialamt übernimmt die Kosten für eine Bestattung nur unter bestimmten Voraussetzungen und auf Antrag. Für Reinigungs- oder Desinfektionskosten ist eine Übernahme nicht vorgesehen, es sei denn, es liegt ein gut begründeter Einzelfall vor, etwa wenn der Verstorbene zu Lebzeiten Sozialhilfeempfänger war und keine anderen Kostenträger vorhanden sind.

Was passiert mit der Wohnung, wenn kein Geld vorhanden ist?

Eine komplette Reinigung, Entrümpelung oder Wiederherstellung der Wohnung erfolgt nicht automatisch. Gibt es keinen Verantwortlichen, kann die Wohnung in einem unsanierten Zustand bleiben, bis eine Entscheidung über den Nachlass fällt oder eine Behörde tätig wird. Der Vermieter darf nicht eigenmächtig handeln, außer es liegt eine konkrete Gefahr vor, zum Beispiel durch starke Geruchsbelastung oder mikrobiologische Risiken.

Kann ich mit einer Raumluftdesinfektion auch durch die Leiche verursachte Schädlinge vertreiben? 

Eine Raumluftdesinfektion allein bekämpft keine Schädlinge, sondern dient vielmehr als ergänzende Maßnahme zur hygienischen Tatort- beziehungsweise Leichenfundortreinigung. Müssen Sie nach einem Leichenfund beispielsweise Ratten oder Insekten wie Schmeißfliegen oder Kakerlaken bekämpfen [LINK], dann ist immer ein kombiniertes Vorgehen notwendig. Zuerst erfolgt die diskrete Schädlingsbekämpfung durch einen Fachbetrieb. Anschließend müssen kontaminierte Materialien wie Teppiche, Möbel oder Bodenbeläge entfernt werden. Erst danach kann die Raumluft desinfiziert und von Keimen sowie Gerüchen befreit werden.

Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Lassen Sie den Fundort niemals ohne fachliche Einschätzung reinigen, denn schon geringe Mengen an Verwesungsgasen oder Bakterien können gesundheitsschädlich sein.
  2. Betreten Sie die Räume nicht ohne Schutzausrüstung, solange keine Freigabe erfolgt ist.
  3. Gängige Luftreiniger richten bei einer Tatort- oder Leichenfundortreinigung gar nichts aus. Luftreiniger mit Aktivkohlefiltern können ergänzend sinnvoll sein, um Restpartikel und Gerüche zu reduzieren, ersetzen aber keinesfalls die professionelle Raumdesinfektion.
  4. Bitten Sie den Fachbetrieb um ein detailliertes Protokoll der Reinigung und Nachkontrolle. Diese Dokumentation kann im Bedarfsfall auch gegenüber Versicherung oder Behörden wichtig sein.
  5. Klären Sie vorab die Kostenübernahme mit Versicherung oder Sozialamt.


Fazit

Eine Raumluftdesinfektion nach einem Leichenfund ist unverzichtbar, um gesundheitliche Risiken und Geruchsbelastungen dauerhaft zu beseitigen. Nur durch den Einsatz professioneller Methoden wie Kaltvernebelung oder Ozonisierung lässt sich eine sichere Wiederherstellung der Wohnsituation erreichen. Auch wenn die Kosten hoch erscheinen, sind sie notwendig, um langfristige Schäden an Gesundheit und Bausubstanz zu verhindern. Zuständig für die Bezahlung sind in erster Linie die Erben, in Sonderfällen Versicherungen oder das Sozialamt. Wer frühzeitig klärt, welche Schritte notwendig sind, vermeidet Verzögerungen und zusätzliche Belastungen.

Raumluftdesinfektion: Häufig gestellte Fragen 

Kann man die Raumluftdesinfektion selbst durchführen?

Nein, handelsübliche Desinfektionsmittel oder Sprays reichen nicht aus. Nur professionelle Verfahren erreichen die notwendige Tiefenwirkung und sind gesundheitlich unbedenklich, wenn sie korrekt durchgeführt werden. 

Können Möbel oder Textilien nach einer Raumluftdesinfektion erhalten bleiben?

Ja, viele Materialien lassen sich retten, wenn sie rechtzeitig behandelt werden. Stark durchsetzte Textilien oder Polstermöbel müssen jedoch häufig entsorgt werden, da Geruchsmoleküle sehr tief eindringen können.

Wie sicher ist Ozon für Mensch und Tier?

Während der Behandlung darf sich niemand im Raum aufhalten, da hohe Konzentrationen Atemwege und Schleimhäute reizen können. Nach der gründlichen Lüftung und bei korrekter Anwendung ist das Verfahren vollkommen sicher und hinterlässt keine Rückstände.

Kann die Raumluftdesinfektion bauliche Materialien oder Möbel beschädigen?

Materialschäden sind äußerst selten, weil Fachbetriebe das Verfahren immer nach Materialverträglichkeit auswählen. So ist die Kaltvernebelung sehr schonend, während Ozon in hohen Konzentrationen empfindliche Kunststoffe oder Gummidichtungen leicht ausbleichen kann.

Quellen

[1] von Thilo Hofmann, Gastbeitrag. „Umweltgefahren durch Bestattungen“. Universität Wien, 21. November 2011, medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/umweltgefahren-durch-bestattungen/.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.