Schaedlingsvernichtung.de Icon
Schädlingsbekämpfung allgemein

Hausbock: Käfer erkennen und bekämpfen

Jérôme Grad
Verfasst von Jérôme Grad
Zuletzt aktualisiert: 15. März 2021
Lesedauer: 8 Minuten
Hylotrupes bajulus (CC BY-SA 2.0) / Udo Schmidt

Der Hausbock ist neben dem Holzwurm der gefährlichste Holzschädling – und eigentlich in der Natur zu Hause. Wie er in Ihr Holz kommt, welche Anzeichen es für einen Befall gibt und wie Sie in diesem Fall vorgehen sollten: Wir sagen Ihnen, was wichtig ist.

Alles auf einen Blick:

  • Der Hausbock ist ein Holzschädling und nicht mit dem Holzbock oder Holzwurm zu verwechseln.
  • Verantwortlich für den Holzschaden sind die Larven, die bis zu zehn Jahre alt werden können und sich durch das Holz fressen.
  • Einen Befall erkennen Sie an Ausfluglöchern im Splintholz, Fraßmehl und Fraßgeräuschen.
  • Zur Bekämpfung empfehlen sich die richtige Holzauswahl, das Heißluftverfahren und chemische Mittel.

Was ist ein Hausbock?

Der Hausbock (lateinisch hylotrupes bajulus) ist ein Bockkäfer. Er ist neben dem gewöhnlichen Nagekäfer (umgangssprachlich Holzwurm) einer der gefährlichsten Trockenholz-Schädlinge in Deutschland.Den Hausbock gilt es vom Holzbock (lateinisch ixodes ricinus) zu unterscheiden. Denn entgegen der häufigen Meinung handelt es sich beim Holzbock um eine Zeckenart.

Wie sieht ein Hausbock aus?

Ausgewachsene Tiere können bis zu 25 Millimeter lang werden und sind meist braun oder schwarz. Die Beine sind oftmals heller als der Rumpf. Ebenfalls charakteristisch sind die weißen Haarflecken auf den Flügeldecken. Die Fühler sind außergewöhnlich lang – ungefähr halb so lang wie der Körper, der flach gebaut ist.

Für den Schaden im Holz sorgt aber nicht der Käfer, sondern dessen Larven. Der Käfer an sich schlüpft im Hochsommer aus dem Ei und überlebt meist nur drei bis vier Wochen. In dieser Zeit erfolgt die Eiablage durch das Weibchen, nachdem es vom Männchen durch Lockstoffe an die besten Eiablage-Orte geleitet wurde. Dabei legt sie bis zu 1.000 Eier in die Risse und Spalten des toten Nadelholzes.

Wie erkenne ich eine Hausbocklarve?

Die Larven des tierischen Holzschädlings sind weiß-gelblich, langgestreckt, im Querschnitt oval und kaum sichtbar behaart. Zwischen drei bis zehn Jahre – je nach Eiweißgehalt des Holzes – ernähren sich die Larven, bis sie die Reife der Verpuppung erreicht haben. Zur Nahrungsaufnahme fressen sie bis zu zwölf Millimeter große Gänge in das frische Holz – was zu großen Schäden an der Statik eines Gebäudes führen kann. Optimale Lebensbedingungen herrschen für die Larve bei 30 Grad und einer Holzfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent.

Wie kann man einen Hausbockbefall erkennen?

Löcher im Holz sind ein erster Indikator für einen Hausbockbefall. Diese sogenannten Ausfluglöcher hinterlässt das Tier beim Verlassen der Puppenwiege. Ein ovales Ausflugsloch ist drei mal sieben Millimeter groß – und damit größer als bei Anobium- oder Lyctusarten. Ein Befall muss allerdings nicht mehr aktuell sein, wenn Sie diese kleinen Löcher entdecken. Denn das Insekt kann auch nach längerer Zeit wegen Nahrungsmangel weiter gezogen sein.

Fällt der Befall erst durch das Auftreten von Fluglöchern auf, können diese Schädlinge bereits massiven Schaden verursacht haben. Bei einem Unwetter können durchfräste Holzgebälke brechen. Schäden am Dachstuhl, bis hin zum Dacheinsturz sind die Folge.

Typisch für einen aktiven Befall ist das von den Larven produzierte, feine Fraßmehl, das oft auf dem Fußboden landet. Auch wenn die Löcher vom puderartigen Mehl übersäumt sind, ist ein andauernder Befall wahrscheinlich.

Ein sicheres Kriterium für einen aktuellen Befall ist das raspelnde Fraßgeräusch der Larven, das man häufig vernehmen kann.

Im Zweifel sollten Sie unbedingt einen Profi zu Rate ziehen. Dieser erkennt, ob es sich um einen Hausbockbefall handelt oder um andere Holzschädlinge, wie dem Holzwurm. In jedem Fall kann er den Befall mit der richtigen Behandlung durch Holzschutzmittel entfernen und für zukünftigen Holzschutz sorgen.

Wo lebt der Hausbock?

Der Hausbock ist ein Freilandtier und kommt auf der gesamten nördlichen Hemisphäre, Australien und Südafrika vor – und damit auch in Deutschland. Das natürliche Vorkommen ist zu großen Teilen der Nadelwald, beispielsweise Kiefer, Fichte und Lärche. Auch in eiweißreichen Nadelhölzern wie Leitungsmasten oder Zaunpfählen, die ihm ausreichend Nahrung versprechen, nistet er sich gerne ein. Aber wie der Name schon verrät, ist er häufig in Häusern, gerade in Dachstühlen mit Splintholz beheimatet. Zudem fühlt sich der Schädling auch in Türschwellen, Fensterrahmen, Deckenbalken und Fachwerk wohl.

In Laubhölzern wird man den Hausbockkäfer hingegen nicht antreffen, denn diese Sorte besitzt nicht die ätherischen Öle und Harzstoffe, die das Insekt anlocken.

In welcher Jahreszeit ist der Hausbock am häufigsten zu finden?

Die Käfer schlüpfen bei warmen Temperaturen aus dem Ei. Die beliebtesten Monate dafür sind Juli und August. Da die Hausbockkäfer selbst nur drei bis vier Wochen leben, sind außerhalb dieses Zeitraumes in der Regel nur die Larven zu sehen.

Wie kommt der Hausbock ins Haus?

Der natürliche Lebensraum des Hylotrupes bajulus ist der Nadelwald. Dachstühle, die mit Nadelbäumen verarbeitet sind, ziehen die Hausbockkäfer jedoch auch an. Dabei legen die Weibchen ihre Eier gerne in ungeschützte Schnittstellen und Rissen, zum Beispiel in frische Anschnittstellen nach Reparaturarbeiten an älteren Holzkonstruktionen.

Welches Holz wird vor allem befallen?

Der Hausbock besiedelt in Gebäuden vorwiegend nicht imprägniertes Nadelholz. Daher ist meist das Dachgebälk älterer Gebäude stark betroffen.

Aber auch Möbelstücke können von der lästigen Plage betroffen sein. Befallen wird allerdings nur das Splintholz, das die Larve für ihre Lebensweise benötigt. Dieser Holzteil ist der jüngere, äußere Teil eines Baumstamms, der physiologisch noch aktiv ist. In diesem Bereich werden Wasser und Nährstoffe vom Boden in die Baumkrone befördert. Deshalb wird das Kernholz vom Hylotrupes bajulus verschmäht. Im Gegensatz zum Kernholz, das sich im Inneren des Baumstamms befindet, ist dieser Teil des Holzes heller. Bäume wie die Birke, die Erle oder die Linde bilden kein Kernholz und sind daher für Möbelstücke ungeeignet.

Tipp
Wer schon beim Hausbau einem Befall effektiv vorbeugen möchte, sollte sich für ein Holz mit hohem Kernholzanteil entscheiden. Sie werden weder vom Hausbock noch vom Holzwurm befallen.
 

Wie kann man den Hausbockbefall bekämpfen?

Bei einem befallenen Balken im Dachstuhl sollten Sie grundsätzlich eine Fachfirma zu Rate zu ziehen, die das Ausmaß ermittelt, etwaige Sicherheitsfragen abklärt, und anschließend effektive Maßnahmen zur Bekämpfung durchführt.

Einen Befall in kleineren Holzstücken, etwa eine geschnitzte Uhr, können Sie selbst bekämpfen. Hierzu stehen Ihnen folgende Mittel zur Verfügung: chemische Mittel, Heißluftverfahren und Begasung. Die Norm DIN 68800/4 legt in Deutschland fest, in welchem Umfang Sie den Hausbockkäfer bekämpfen dürfen.

Ein bewährtes Mittel ist die chemische Bekämpfung. Hierbei können Sie auf druckhafte beziehungsweise drucklose Injektionen sowie auf das Imprägnieren der Oberflächen für den befallenen Bereich zurückgreifen. Letzteres macht besonders nach Reparaturarbeiten an den rauen Stellen Sinn.

Doch Vorsicht! In den chemischen Mitteln ist der Wirkstoff Piperonylbutoxid enthalten. Er ist für den Menschen zwar unbedenklich, gehört allerdings zur Gruppe der starken Nervengifte für Insekten und ist daher umstritten. Am besten richten Sie sich an einen Experten, der auch über die notwendige Ausstattung verfügt.

Das Heißluftverfahren können Sie vor allem für kleinere Gegenstände anwenden. Das befallene Holz wird in einer Sauna für kurze Zeit erhitzt. Wenn Sie keine Sauna haben, können Sie die betroffenen Möbel im Sommer in die Sonne stellen. Bitte achten Sie darauf, dass das Holz nicht austrocknet, da ansonsten Risse oder Spannungen im Holz das Resultat sein können. Legen Sie deshalb am besten einen Wasserbehälter oder feuchte Tücher daneben.

Das Prinzip der extremen Temperaturen funktioniert auch mit Kälte. In einer Tiefkühltruhe sterben die Larven nach zwei bis drei Tagen. Sind die Wintertage extrem kalt und trocken zugleich, können Sie die Möbel auch bei Minusgraden an die frische Luft stellen. Dieses Verfahren ist für das Holz weitaus schonender.

Die Begasung als Mittel, um die Hausbockplage zu bekämpfen, sollte nur vom Fachmann ausgeführt werden.

Wie kann man den Hausbockbefall vorbeugen?

Die beste Vorbeugung ist die richtige Auswahl des Holzes. Kernholz mit maximal zehn Prozent Splintanteil, wie die Kiefer oder die Lärche, wird vom Käfer nicht befallen.

Wenn Sie sich jedoch aus Kostengründen für Fichtenholz oder allgemein splintreiches Nadelholz entscheiden, ist die Nutzung von chemischem Holzschutz zur Vorbeugung gegen den Hausbock, aber auch Holzwurm, notwendig. Hier bietet sich das Imprägnieren an.

Zudem gibt es rissfreies, trockenes Werkholz, das ebenfalls eine vorbeugende Wirkung entfaltet. Fragen Sie einfach Ihren Experten nach dem besten Material.

Hinweis
Für die Schutzbehandlung von Holz hat das Deutsche Institut für Bautechnik nur bestimmte Präparate zugelassen und festgelegt, welche Bauteile gefährdet sind. Versehen Sie Hausbauteile unnötig mit Schutzmitteln, kann das strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

 

Copyright für: Hylotrupes bajulus (CC BY-SA 2.0) / Udo Schmidt

Über unsere*n Autor*in
Jérôme Grad
Nach seinem Studium verschrieb sich Jérôme komplett der Tätigkeit als Redakteur, zunächst im Sportbereich, später im Zeitungsverlag. Journalistische Erfahrungen sammelte er in Print- und Onlineredaktionen, darunter unter anderem beim Kicker Sportmagazin und nordbayern.de.